spurensuche

an einem morgen, entrann ich, schlaf geborgen, entsann mich, trüber
sicht. die übersicht im morgenlicht trifft mein gesicht. entrichtet mir
süßen grußes, sehe ich spuren deines fußes, auf dem parkett im flur. nur
eine zarte spur. nur im richtigen licht zu finden. nur in meinen sinnen
zu binden. nur ein schimmern im schlaftrunkenen vorübergehen, und doch
für mein stockend herz nicht zu übersehen. nur eine kurzes aufflammen in
der klammen morgenluft. ruft so leise auf seine weise, nicht zu überhören,
mit nichts zu stören, führt mich über feld und flur auf deine spur.

tiefer sturz

ich dachte der sturz war zu tief, keine stimme, die nach mir rief. meine
sinne hinab zum herzen lief. im taumel der nächte, mehrten sich viele
schächte. im sturz verletzt, von trauer benetzt, lag ich im netz meiner
selbstbemitleidung. verschloss tür und leitung. kramte in alten gefühlen,
gramvoll begann ich zu wühlen. wütete in den nischen meiner furcht, fand
meine seele mit narben zerfurcht. ich dachte nicht daran, was taub
geglaubt hörend zu finden. was gestürzt und betrauert, was verloren und
vermisst nicht mehr zu missen. einfach weil du mir jedweg grund nimmst.
mit jedem augenblick ein ein neues leben bestimmst.

neu beginnen

ich dachte nicht, ich kann von neuem beginnen, sah ich so oft zwischen
meinen fingern zerinnen, was der hoffnung entfuhr, blieb mein herz gar
stur, verlor es doch die spur auf einer zehrend flur. ich dachte, ich
bin des fühlens zu müde, des spürens zu träge, des flammens zu brüde,
des gefallens zu schräge. der träume verloren. die romantik vergoren.
verschworen und verraten, in den strudel der belanglosigkeit geraten.
ich dachte ich bin ertaubt, kein gefühl sich erlaubt, mich aufzurichten,
zu viele geschichten liegen wie zähe schichten auf meinem gesichte.

weite eile

da saßt du eben noch auf meinem schoß, wo bist du bloß? Es lässt mich nie los loszulassen. Den süßen schlummerduft an deiner haut, keine kummerluft sich traut. So saßt du eben noch in meinem arm, so kuschelig süß und warm umfing mich deines schlafes aura lieblich wolke. Trägt mich durch raum und traum, über feld und zelt, den frühen morgentau der aue, über glühendes morgengrau ins blaue. So spüre ich dich noch immer auf meinem schoße weilen, müsste ich doch nicht immer in die ferne eilen. Bliebe mir dein weilen eine weite weile, ohne steile eile.

schenken

alles was ich dir schenke ist des fühlens willen. so bleibt es nicht mit sich im
stillen. des gebens streben, des lebens weben, der worte fehlen, der orte seelen
sprechen viele zungen, atmen durch unsere lungen, schauen durch unser sehen,
schmerzen durch unser wehen. alles was ich dir schenke, ist des geschenkes lenke.
des gebens denke, des gebens ränke. gibt mir das geben, wie ich es liebe. schenkt
mir das leben, dass ich so liebe. so gebe ich nicht des nehmens wegen, wäge nicht
ab, wagt sich kein erwarten zu warten. zähle ich keine karten. so gebe ich um dem
fühlen ausdruck zu verleihen, der gefühle fehlende worte in taten zu reihen.

zitternd

zitternd, bibbernd sitze ich, zettel zerknitternd, hier. starre stier
mit manier auf mein papier. verfehle den sinn der runde, in jener stunde
bin ich sekunden lesend anwesend abwesend. flüchtigen folgens auf der
flucht. tagträumend taumelnd durch die minuten räumend unterwegs. wege
suchend, zeitverfluchend, nach hilfe rufend auf abwegen. in jenem moment
hänge ich gegen die ohnmacht kämpfend, die ungeduld besänftigend, meine
schmerzensschreie dämpfend an deinen lippen. kippend, wippend, bittend
sitze ich auf meinem platz, bitte erlöse mich von dieser hatz.

tagelang

tagelang zerrt an meiner vernunft der tatendrang. Drängt es mich ein versprechen zu brechen. Aufzubrechen. In die see zu stechen. Mich auf den weg zu machen. Das versprechen an meine vernunft zu belachen. Alle sachen hinter mir zu lassen. Last und balast, trug und betrug, macht und ohnmacht, traum und alptraum, nacht für nacht suchten sie mich heim, stand ich nackt auf dem windumpeitschten felsen allein. Es drängt mich der tatendrang. Sofort, ohne widerwort will ich fort von diesem ort, weit weg an einen fernen fleck. Nur mit dir im gepäck.

verwundbarkeit

verwundbarkeit verwundet stundenbreit meine empfindsamkeit. verwundet
unumwunden, umrundet in sekunden klaffende schrunden auf meiner wunden
seelenhaut. ein gefühl wird laut, schaut und vertraut, verstaut und baut
an unserem bindekleid webt es flinke fäden, belebt verloren geglaubte
schäden. bindet behende masche für masche, füllt die geleerte flasche,
brennt feuer aus kalter asche. träufelt süßes blut auf meine bittere
zunge, strömt in warmer flut durch meine lunge. verwundbarkeit zeigt mir
verbundenheit. verwundet mich, wundersam erwünscht und zu dir verbunden.

immerzu

immerzu und immer wieder öffne ich und schließe meine lider. wider jeder
angst sehe ich dein bild immer wieder. immerzu und immer weiter wird das
lächeln meiner lippen breiter. breitet sich das warme stechen ohne zag
und schwächen gänzlich aus. ergänzt unbegrenzt, blüht unverblümt, sticht
unbestochen, greift ergriffen was so lange brach lag. tief unter meinem
sternum im dunkeln stak. immerzu und immer wieder senke ich und hebe ich
meine lider. finde dich mit einem bild von dir immer wieder. immerzu und
immer wieder verliebe ich mich in dich inniglich.

unternehmen

unternehmen nehme ich gerne unter deiner unternehmung. vehement
nehmend, bekleide ich gerne deine begleitung. geleite dich durch den
tag. bekleide deine reise durch laun und zag. durch traum und plag,
durch freud und glück, schaue nicht zurück und für ein stück auf dem
äonenkleid fühl ich mich von der zeit befreit. ich gehe es mir gerne
zu, mit dir auszugehen. dich mit vielen orten in verbindung zu sehen.
so sehe ich bald an vieler ort unsere worte. gewagtes gesagtes,
ungekühltes gefühltes, unerhörtes gehörtes, belebendes erlebtes.