flaschenpost

kleine fragmente sind auf der reise, ganz fleißig und leise, fühlen sie sich wie flaschenpost, die bei frost um jede kost, nicht verloren gehen wollen. still, doch mit stummem schrei über wogen rollen. auf rauher see mit den wellen und schnellen ringen, mit ihrem ziel dir meine gefühle zu bringen. kleine fragmente auf einem gefahrvollen meer. bleibt die flasche auf dem rückweg leer? sind sie angenommen? bei dir angekommen? verwirrt, doch unbeirrt schaukeln die nachrichten auf der Welle, schnelle suchen sie deine stelle, suchen nach deinen sinnen, lasse sie nicht entrinnen!

bist du bereit

bist du bereit, hast dich befreit? bist du soweit, für das stück auf dem
äonenkleid? kennst du die regel, bin ich der flegel? nadel und garn lege
ich deine zarten hände, du bist nun des schicksals wende. schließe diese
naht, binde den draht, bringe das muster zur einheit, die lieblich blüte
zur reinheit. lass das warten, wann willst du starten? lass dich nicht
ablenken, es gibt kein verschenken. es ist viel zu schön deine gefühle
zu spüren. deinen atem mit meinem zu führen. deine lippen mit meinen zu
bewegen, meine sinne mit deiner sinnlichkeit zu erregen.

ansicht

meiner ansicht nach reicht mir deine ansicht. ein blick in dein gesicht unterbricht alle geschichten. aus meiner sicht bist du jede vorsicht, ansichtsfrei jeden zweiten blick wert. in meiner sicht bist du mir licht, mir wichtig gewicht. mir der pilum der sticht, mir die liebste pflicht.
in meinem blickfeld bist du die heldin meiner welt, tollkühne fliegerin, unerschrockene kriegerin. in meinen legenden wirst du das schicksal wenden, das unheil mit deinem antlitz blenden, den arkanen zauber zu hilfe senden. in meiner sicht, bist du es, mit jedem gesicht.

alte pfade

auf alten pfaden füllen sich die spuren im tiefen morast mit regen.
steigen blasse bilder im dichten nebel, um sich zu bewegen. dumpf und stumpf, abgegriffen und verklungen lauern behende lustvoll leidig und listig, unheil verschweigende momente verschwimmende spuren auf längst verdrängten wegen irren durch die gefundene nacht, bevor sie sich wieder legen beginnen sie ganz leise meinen traum in zeit und raum zu trennen in bitteren nebelschwaden badend höre ich mein puls rennen formlose finger greifen achtlos nach meinen sinnen strauchelnd, stolpernd versuche ich ihnen zu entrinnen hilfesuchend und angsterfüllt taste ich nach deiner hand höre ich die tropfen klopfen, bitte bringe mich an land

diese nacht

diese nacht, sie hat dich nicht gebracht. sie hat mich ausgelacht und unbedacht zum narren gemacht. am frühen morgen erwachte ich mit sorgen. auf deiner bettdecke entdecke ich dein missen. der schlaf übermannte mich, leere kissen. diese nacht, was hat sie sich gedacht? von draußen bricht der tag in mein zimmer, weckt mein bewusstsein, macht alles nur noch schlimmer. warum bist du nicht hier? der augenblick der ungewissheit lässt zeit für zweifelkeit. fragen die plagen, bis ich mich besinne, dem hader entrinne. diese nacht! hätte ich so gerne mit dir verbracht.

verbrauche mich

mache gebrauch von mir. verbrauche mich. aufbrauchen kannst du mich nicht. nimm dir meine liebe, nimm sie wie die diebe, ohne vorbehalt, halte dich mit nichts auf, fest in meinem lebenslauf. zehre dich an meinem herz, verzehre meinen liebesschmerz. nutze von meiner zeit, ohne bescheidenheit, benutze mich und meine gefühle, von nutzen bin ich dir gegen die kühle. abnutzen kannst mich nicht, ich verschleise schlicht nicht. mache gebrauch von mir. verbrauche mich voll und ganz, ungebraucht bricht der glanz und wird schlicht. verbrauchen kannst du mich nicht.

stimmlos

unverändert schlendert der pilum hangwärts meines sternum. geradezu dort angekommen, streng genommen, kehrt er um. verwehrt mir nun jeden zug der lunge, jede silbe über meine zunge. unverschämt vehement erlebe ich doch immer wieder einen neuen moment, der brennt und meißelt, wie in gestein gegeißelt wie zu zeiten von schnee eis, lodernde feuer, flammend heiß. unverändert und doch immer wieder mit neuen facetten, betten sich unsere gemeinsamen erlebnisse wie ergebnisse unseres handel und wandel spannend in jede herzenslitze und schärfen des pilums spitze.

schlechte hälfte

hier sitze ich alleine im hotelzimmer. es macht es nur noch schlimmer.
immerzu denke ich an die vielen gemeinsamen schönen abende, labende und vielsagende. tragende, nicht fragende. nacht für nacht, die wir zusammen verbrachten, lachten und augenblicke zu lebensstücken machten. nun sitze ich hier. so weit von dir. fingernägel nagend, sica suchend darbend in in einem raum, ich halte keinen traum im zaum, kein sehnsucht zurück, ich brauche dich zu meinem glück. hier sitze ich nun und kann nicht ruhen. ohne dich bin nur die schlechte hälfte.

weltentrauer

ich sehe uns auf der wiese liegen, uns in den armen wiegend, lassen wir die zeit versiegen. im sonnenbad wird all der weltenschmerz ganz fad. in unseren scherzen, werden wir ihn aus unseren herzen märzen. seinen kummer schicken wir in tiefen schlummer. seine scharfe schneide, tut uns nichtszu leide. ich sehe uns laut lachen, abenteuer entfachen, die nacht zum tage machen. unter dem wandernden firmament vehement der freude fröhnen. einander mit seelenbalsam verwöhnen. die schöne zeit zu zweit nicht ver- missen und von keinem weltenschmerz mehr wissen.

wasserspiel

im regen stehend, dich nackt vor mir stehen sehend, höre ich die tropfen klopfen. auf unsere heiße haut prasseln sie laut. schaue und staune mit lust und laune wie sie dampfend auf deiner schulter verzischen, sich wie sonnenschein und wolkenbruch vermischen. meine pupille folgt stille den verbleibende tropfen, wie sie im rinnsal über dein herzklopfen zwischen deinen brüsten hinab fließen, deinen süßen bauchnabel begießen. ihn mit wasser schließen, um schließlich ihren weg über deine scham fortzusetzen, deine innenschenkel benetzen und mein verlangen mit begierde wetzen.